Mein Kind schwimmt – ein Ratgeber für Eltern und Trainer

Vorwort

Wir sollten uns weniger bemühen, den Weg für unsere Kinder vorzubereitenc als unsere Kinder für den Weg

Amerikanisches Sprichwort

Leistungssport ist nicht nur eine Herausforderung für den Sportler[1], sondern auch für dessen Eltern. Das besonders im Schwimmen, wo bereits Achtjährige mit dem Grundlagentraining beginnen und bis zum Ende des Jugendalters im  Anschlusstraining über eine weitere sportliche Karriere im Hochleistungstraining entschieden wird. Bis zur Volljährigkeit des Kindes haben die Eltern die Pflicht und das Recht, für ihr Kind zu sorgen. In einer Zeit zunehmend schwieriger Lebensumstände zahlreicher Familien kommt auf die jungen Schwimmer eine Wochenbelastung zu, die bald über der ihrer Eltern liegt. Hinzu kommt, dass schwindende Autorität der Eltern, negative Einflüsse der Gesellschaft (Leistungsdruck, Drogen) und der Übergang in die virtuelle Gesellschaft die Probleme verschärfen. Immer mehr Eltern setzen ihre Kinder aus Sorge um deren Zukunftschancen einem enormen Leistungsdruck aus. Oft versuchen sie dann mit Brachialgewalt die angeblichen Rechte ihrer Kinder durchzusetzen. Sie erinnern an die Bache, die sich ansonsten ruhig und brav verhält, aber nicht wiederzuerkennen ist, wenn sie ihre Frischlinge bedroht sieht. Mit solchen „Bachen“ haben wir auch als Trainer hin und wieder zu tun. Bei allem Respekt vor der elterlichen Sorge, aber in der Regel sind mangelnde, sachliche Kommunikation und eine große Portion Unwissenheit die Ursache eines solchen Verhaltens. Durch das Schwimmtraining ihres Kindes sind viele Eltern mit einem für sie neuen Umfeld konfrontiert, das sehr vielfältig und komplex ist. Halbwissen kann dabei zu falschen Entscheidungen führen. Hier setzt diese kleine Fibel an. Sie stützt sich auf Fragen der Eltern und versucht diese in einfacher und verständlicher Form zu beantworten. Auf die übliche Form wissenschaftlicher Arbeiten mit Tabellen, Grafiken und umfassenden Literaturhinweisen wurde deshalb weitgehend verzichtet. Lediglich einige Abbildungen aus meinem Vortrag “Ohne Eltern geht nichts…aber manchmal besser” wurden hinzugefügt. Sollten Sie Probleme mit einigen Begriffen haben, dann schlagen Sie im Schwimmlexikon nach (https://schwimmlexikon.de). Ansonsten betrachten Sie das Ganze als ein Gespräch mit einem Partner, der von einem halben Jahrhundert Erfahrung im Leistungssport zehren kann.

Um die Probleme der Eltern praxisnah zu erfassen wurden über 110 Vereine angeschrieben und  um Mitarbeit gebeten. Zusätzlich wurde die Problematik im FA Schwimmen des DSV und mit Trainern verschiedener Bundesländer diskutiert. Zugleich stützt sich der Autor auf Anfragen im Rahmen seiner Rubrik „Nachgefragt“ in „swim & more“ und einer 20jährigen Tätigkeit als Lehrreferent. Dabei wurden alle Fragen ausgeklammert, die Interna oder die Organisation der einzelnen Vereine berühren. Das betrifft auch alle Anfragen zu Wettkampfbestimmungen, die aktuell auf der Homepage des DSV eingesehen werden können (http://www.dsv.de).

Im DSV und der DLRG trainieren rund 500 Tausend Kinder und Jugendliche. Viele von ihnen träumen von Siegen, Urkunden und Medaillen. Den großen Traum einer olympischen Medaille werden sich nur wenige erfüllen können. Auch wenn das hoch gesteckte Ziel nicht erreicht wird, sollten Eltern und Kinder trotzdem sich einer Zeit erinnern, die Spaß gemacht und viele wichtige Erfahrungen für das weitere Leben vermittelt hat.

Ich hoffe, dass das Buch zum Dialog zwischen Trainern und Eltern beiträgt, der auf der Würde des Einzelnen beruht und das Wohl der uns anvertrauten Kinder zum Ziel hat. Schließlich möchte ich mich bei allen Eltern und Trainern bedanken, die mit Ihren Fragen und Hinweisen die Grundlage für dieses Buch gelegt haben. Weitere Fragen werden gern entgegengenommen: krudolph@mediadolphin.com.

Die Nachfrage von Trainern und Eltern hat mich veranlasst, den Text online zu stellen, da das Buch vergriffen ist. Bedanken möchte ich mich bei meinem Sohn Nils, der für ein ansprechendes Layout und den “Umzug ins Internet” gesorgt hat. Die Texte wurden teilweise aktualisiert. Verändert haben sich die Bedingungen durch Pandemie, Inflation und Krieg nicht zum Besseren. Aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.

Klaus Rudolph                                         

Rostock, den 01.01.2023

[1] im Interesse der Lesbarkeit schließt die männliche Form die weibliche ein. Zudem bin ich jetzt 82 Jahre und überlasse das Gendern gern der nachfolgenden Generation