Der Open-Window-Effekt

Unser Junge neigt zu grippalen Infekten. Er kann es aber kaum erwarten, wieder zum Training zu gehen. Wie sollen wir uns verhalten?

Haben Sie schon einmal beobachtet, dass besonders nach intensivem Training oder Wettkämpfen Ihr Sohn besonders anfällig für Infekte der oberen Luftwege ist? Große physische Belastungen und Stress können das Immunsystem ein bis zwei Tage schwächen (Open-Windows-Effekt), während moderate Belastungen es sogar stärken.

Ein gut funktionierendes Immunsystem ist unverzichtbar zur Abwehr von Infekten (s. E.11). Kommt es zu einem grippalen Infekt, sollten Sie die Risiken keinesfalls unterschätzen. Zumal virale Erkrankungen nicht so gut zu therapieren sind wie bakterielle Infektionen. Besonders wenn sie mit erhöhter Temperatur oder Halsschmerzen einhergehen. Bis zur Ausheilung (mindestens 5-7 Tage) ist Ruhe angesagt. Danach kann mit deutlich reduzierter Belastung begonnen werden. In dieser Phase zügeln Sie den Drang Ihres Kindes, so schnell wie möglich wieder in das Training einsteigen zu wollen, um angeblich scheinbare Leistungsrückstände wettzumachen. Im Gegenteil, die Praxis hat wiederholt gezeigt, dass manchem Athleten die kurze Zwangspause gutgetan hat, vorausgesetzt der Infekt ist auskuriert. Wird zu zeitig wieder begonnen (wenn z.B. der Ruhepuls noch erhöht ist), dann kann es zu Rückfällen kommen und der Trainingsausfall wird entschieden länger. Besondere Vorsicht ist geboten, wenn Wettkämpfe oder Trainingslager anstehen, auf die Ihr Sohn nicht verzichten möchte.

Bei starkem Fieber mit Halsschmerzen, Anschwellen der Lymphknoten und starkem Krankheitsgefühl sollte Ihr Kind unbedingt dem Arzt vorgestellt werden, denn es besteht die Gefahr, dass das Herz mitbeteiligt ist (Myokarditis). Während eine Infektion mit dem Ebstein-Barres-Virus („Pfeiffersches Drüsenfieber“) bei der Normalbevölkerung oft unentdeckt bleibt, erfordert sie bei Leistungssportlern einen deutlich längeren Heilungsverlauf und kann zusammen mit anderen Viren auch den Herzmuskel befallen und -oft Wochen und Monate später-zum Tode führen (s. E.02).

Um die gehäufte Zahl von Infekten zu vermeiden, sollte

  • Übertraining vermieden werden,
  • Erholung im Training ebenso geplant werden wie Belastung,
  • Durchzug (auch in Schwimmhallen) verhindert werden.

Sie können dazu beitragen, dass Sie

  • die Wohnung öfter lüften,
  • Ihr Kind nur vollkommen auskuriert zum Training schicken,
  • für eine vitaminreiche Ernährung sorgen (Obst, viel Flüssigkeit, Vitamin C),
  • Ihrem Kind wetterfeste Kleidung, Mütze im Winter usw. verpassen,
  • Ihm anerziehen, nach dem Training zu Duschen (abschließend kalt),
  • sobald die Zeit es erlaubt, Ihrem Kind frische Luft „genehmigen“ (Spaziergang)
  • und regelmäßige Saunabesuche organisieren (und nicht erst, wenn der Infekt ausgebrochen ist).

Übrigens: Einen Virusinfekt bekämpfen sie nicht mit Antibiotika, da diese gegen Viren weitgehend unwirksam sind und zudem den Wiedereinstieg in das Training erschweren. Aber das sollte der Arzt entscheiden, der bei einer Virusinfektion in jedem Fall hinzugezogen werden muss.

Häufigkeit von Infekt-Symptomen bei Schwimmern (Schmidt-Trucksäß 2005)

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