Geldsegen für Schwimmen?

Wie weiter nach dem Sport und was kann ein Leistungssportler verdienen?

„Wer einen Ball in einen auf 3.05 m Höhe angebrachten Korb werfen kann, braucht weder einen Beruf zu erlernen noch zu studieren, um Multimillionär zu werden.“           Willy Meurer (1934 – 2018), deutsch-kanadischer Kaufmann

Unter den bestverdienenden Sportlern finden wir laut Forbes (Stand 2021) Profis, vom Fußballer (Messi 130 Mio.) über Basketballer (James 130 Mio.), Boxer (Alvarez 89 Mio.), Tennisspieler (Federer 86 Mio) bis zum Rennfahrer (Hamilton 54 Mio.). Da nehmen sich Phelps mit jährlichen Werbeeinnahmen von 8 Mio. Euro oder Hosszu mit 365.000 $ Preisgeld noch recht „bescheiden“ aus. Diese Summen wurden aber nicht im Casino errungen. Phelps musste erst einmal 22 olympische Medaillen erschwimmen und die „Eiserne Lady“ Hosszu gewann beim Weltcup 2013 32 Rennen. Trotzdem bleiben finanzielle Höhenflüge den meisten Schwimmern verwehrt. Selbst ein Olympiasieg, Weltmeister oder Weltrekord ist kein Garant für ein Leben im Überfluss „danach“. Gesellt sich aber noch ein hübsches Gesicht, eine entsprechende Ausstrahlung dazu, so dass die Sponsoren anbeißen, dann ist das sogar bei halbgewalkter Schulausbildung möglich.

Für die Mehrheit zählt aber, nicht wegen des Sports auf eine gediegene schulische und berufliche Ausbildung zu verzichten. Sie werden sagen, das geht doch nicht bei den hohen zeitlichen Belastungen. Doch es geht, wenn man die Ausbildung streckt. Ansonsten keine Kompromisse an der Bildung. Spätestens jenseits der 30 Jahre ist für die meisten Topschwimmer eine lebhafte und erfüllte Sportlerkarriere abgelaufen und es zählt die berufliche Qualifikation.

Und damit reiht sich der ehemalige Leistungssportler ein in das Heer der Bewerber um Arbeitsplätze. Je nach Ausbildung muss er zwar nicht bei null anfangen. Viele haben das Netzwerk von Sponsoren, Medien und Politik genutzt und, unterstützt von den OSP-Laufbahnberatern, langfristig einen nahtlosen Übergang in das Berufsleben gesichert. Nicht umsonst ist die „duale Karriere“ (s. A.10.) eine der wichtigsten Anliegen im deutschen Sport. Selbst Ihre vertrauensvolle Beratung ist noch gefragt, auch wenn Ihr Kind inzwischen ein Alter erreicht haben sollte, wo es weitgehend selbstständig entscheiden kann.

Aus eigener Erfahrung möchte ich noch einmal auf die Wahl stabiler und zukunftsträchtiger Berufe verweisen, auch wenn zunächst der Einstieg über die typische „Tippel-Tappel-Tour“ (als Referent, Assistent, Volontär usw.) zu aufwendig und unterfinanziert erscheint. Viele Topschwimmer nutzen in dieser Situation Angebote im bisherigen Umfeld wie beim Vertrieb von Sportartikel, als Schwimmmeister, im Management des Vereins usw. Damit lässt sich für den Moment vielleicht mehr verdienen, aber zukunftsträchtig sind diese Jobs kaum. Andere Möglichkeiten eröffnen sich langfristig über die sportliche Förderung durch die Bundeswehr oder die Bundespolizei, Studium an der Trainerakademie oder der IST-Hochschule für Management.

Wird die „Zeit danach“ nicht langfristig vorbereitet, kann der Sportler plötzlich vor einem Nichts stehen. Gestern noch in allen Zeitungen, heute nicht mehr gefragt. Darauf sollte er vorbereitet sein, sonst besteht das Risiko für Depressionen. In der Regel sind Schwimmer nicht finanziell verwöhnt. Als erste Profiliga im Schwimmsport zahlt die ISL ihren Schwimmern ein monatliches Grundgehalt von 1500 $, vorausgesetzt sie treten dem „Schwimmzirkus“ bei. Das monatliche Bruttoeinkommen der Schwimmer in Deutschland liegt bei 1.119 € und damit weit unter dem anderer Sport- und Berufsgruppen. Es setzt sich zusammen aus Arbeit/Nebenjob, Unterstützung durch Eltern und Sponsoren, Startgelder, Deutsche Sporthilfe und Verein. Nach großen sportlichen Erfolgen (Olympiasieg) kann sich das monatliche Bruttoeinkommen bis zu 6.000 € steigern (Breuer & Wicker 2010). Zur Erinnerung: Deutschland stellte in den letzten 30 Jahren im Schwimmen zwei Olympiasiegerinnen. Also der beste Weg ist immer noch eine gediegene Berufsausbildung. Und da haben es viele ehemalige Topschwimmer weit gebracht. Stellvertretend seien der 19fache Weltrekordler und Orthopäde Roland Matthes (✝2019), der dreifache Goldmedaillengewinner Dr. Michael Groß und die Weltmeisterin und Referentin der Staatskanzlei Sachsen-Anhalt Dr. Antje Buschschulte genannt.

Sollte Ihr Kind aber in Anbetracht eingangs erwähnter Summen die Badehose gegen den Golfschläger eintauschen wollen, sei daran erinnert, unter den 50 Großverdienern sind nur zwei Frauen und keine deutschen Athleten. Viele der Superhelden aus der NBA sind Kurzzeit-Millionäre. Fast 80% aller NFL-Profis gehen im Ruhestand pleite. Der Leistungssport ist nur eine Episode im Lebenslauf. Ohne Plan B schlittern viele danach in die Katastrophe.

„Wichtiges Element bei der Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Athleten ist mithin die Optimierung der Vereinbarkeit von sportlicher Karriere und schulischer /beruflicher (Aus-)Bildung. Dabei geht es zum einen um die Förderung und Unterstützung der betreffenden Sportler während ihrer aktiven Karriere, zum anderen aber auch darum, ihnen eine Perspektive für die Zeit nach dem Sport aufzuzeigen. Dies ist insbesondere notwendig, um sicherzustellen, dass nicht Existenzsorgen und Zukunftsängste für die nachsportliche Zeit trotz vorhandenen Erfolgspotenzials zu einer vorzeitigen Beendigung der leistungssportlichen Karriere führen.“ (DOSB: Neustrukturierung des Leistungssports und der Spitzensportförderung, S.21)

Quelle https://referenten-agentur.com/referent/michael-gross/?cn-reloaded=1

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