Schwimmen wie ein Delfin

Kürzlich hörten wir von einer „5. Schwimmart“. Was ist damit gemeint?

Gehen wir einmal historisch an Ihre Frage heran: Bei den Olympischen Spielen 1996 in Atlanta gewann der Russe Pankratov die 100m Schmetterling in Weltrekordzeit. Dabei schwamm er die ersten 26m unter Wasser, also „Delfinbeine“. Das war an sich nichts Besonderes, denn getaucht wurde bis dato immer ein Großteil der Strecke. Neu war aber, dass Pankratov mit der Delfinbewegung auf den ersten 15m schneller war als die 100m-Freistilschwimmer. Durch dieses Aha-Erlebnis angeregt, beschäftigte sich die Fachwelt mit den wissenschaftlichen Hintergründen. So war seit langem aus der Strömungslehre bekannt, dass Körper beim Gleiten in größerer Wassertiefe höhere Geschwindigkeiten als an der Wasseroberfläche erreichen. Günstig ist eine Tauchtiefe von 0,8-0,9m oder 3 x Körperdurchmesser. Viele „Wasserbewohner“ nutzen diese Erkenntnis instinktiv. So paddeln Pinguine an der Wasseroberfläche wie eine Ente, werden aber unter Wasser zum „Torpedo“.  Anders als die Fische, können wir nicht im Wasser atmen, halten uns deshalb bevorzugt an der Wasseroberfläche und vergeuden mit den von uns erzeugten Wellen Kraft. Inzwischen ist im Sportschwimmen die Unterwasserphase auch auf 15m beschränkt. Unterdessen haben sich weltweit die Biomechaniker dieser Fortbewegungsart im Schwimmen angenommen und z.B. festgestellt, dass 90% des Antriebs aus den Füßen kommt, eine entsprechende Beweglichkeit (Plantarflexion) vorausgesetzt. Heutzutage stellt eine Wende im Schwimmen nicht einfach einen bloßen Richtungswechsel dar, sondern vielmehr eine Möglichkeit zur Beschleunigung, die durch gutes Unterwasser-Kicking entweder genutzt oder durch schlechtes vertan werden kann. In den letzten Jahren wurden einige Weltrekorde nicht durch schnelleres Schwimmen, sondern durch höhere Geschwindigkeiten in den Übergängen von Start und Wende erzielt. Und das inzwischen in allen Schwimmarten, wobei der Delfinkick eine maßgebliche Rolle spielt. Olympiasieger und Weltmeister wie Phelps und Lochte profitierten von ihrem ausgezeichneten Delfinkick.

Wie bereits angedeutet setzt der Delfinkick Kraft, Beweglichkeit und ein hervorragendes Wassergefühl voraus. Deshalb sollte er bereits von Anbeginn geschult werden, nicht nur in Brustlage, sondern auch in Rücken- und Seitlage. Wer den Delfinkick nicht exzellent beherrscht, hat wenige Chancen in die Weltspitze im Schwimmen zu gelangen. Mit der Bezeichnung „5. Schwimmart“ wird diese Bedeutung unterstrichen. Die Delfine haben es uns vorgemacht. In dem Fall schwimmen wir nicht wie ein Fisch, sondern (was meistens vergessen wird) wie ein Säugetier, also Unseresgleichen.

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