Viel hilft nicht immer viel

Was sollte zu Hause passieren, muss man am Wochenende Joggen gehen und Krafttraining machen oder reicht das Training im Verein?

Um Ihre Frage sachgemäß beantworten zu können, müsste ich wenigstens Trainingsumfang und Trainingsbedingungen im Verein Ihres Kindes kennen. Wenn der Trainingsumfang den altersgemäßen Anforderungen der DSV-Nachwuchskonzeption entspricht, dann sichern Sie, dass Ihr Kind seelisch und physisch vom Training abschalten kann, chillen heißt das wohl heutzutage. Wer heutzutage die Schule besucht und Leistungssport betreibt, ist genug belastet. Da sollten Sie nicht noch „eins draufsetzen“.

Wir vergessen leider zu oft, dass die jungen Leistungssportler neben Lernen und Trainieren noch eine wichtige Aufgabe zu erfüllen haben: Wachsen (s.C.08/E.21). Wachstum setzt Reize voraus. Das können Lernaufgaben in der Schule oder Belastungsreize im Training oder Spiel sein. Der Organismus passt sich an diese Reize an: Ihr Kind hat mehr Wissen, eine bessere Schwimmtechnik, wird kräftiger und ausdauernder. Voraussetzungen sind aber wiederholte Belastungen mit einer Intensität, die das biologische Gleichgewicht (Homöostase) kurzzeitig stören und somit zu einem höheren Anpassungsniveau führen. Wenn Ihr Kind nach dem Training ermüdet ist, dann ist das ein Zeichen der Wirksamkeit dieser Funktionssysteme. Danach ist aber eine Pause zur hinreichenden Wiederherstellung erforderlich. Typisches Beispiel hierfür ist der Schlaf.  Vorausgesetzt Ihr Kind kommt stark ermüdet vom Training nach Hause, dann tun Sie mehr für dessen sportliche Entwicklung, wenn Sie ausreichend Schlaf und ausgewogene Kost sichern als es zusätzlich physisch zu belasten. 

Ein anderes Problem ist die Unterstützung des Trainings im Sinne von „Nachhilfetraining“. Das betrifft in der Regel Mängel in bestimmten Leistungsvoraussetzungen, die mit dem normalen Training nicht abzustellen sind. Das können einfache Aufgaben im Anfängerunterricht sein (Ausatmen lernen in der Badewanne) bis zu zusätzlichen Übungen zur Verbesserung der Beweglichkeit. In gewissen Notsituationen (Ausfall der Schwimmhalle) können durchaus einmal Aufgaben aus dem Training in das Elternhaus verlagert werden. Das ist aber ein Ersatz und kein Zusatz.

Ein weiteres Feld zur Unterstützung der sportlichen Ausbildung Ihres Kindes sind mit dem Trainer abgestimmte Übungen während Ihres Familienurlaubs oder in den Ferien, wenn das Vereinstraining pausiert. Aber auch hier vergessen Sie nicht, Abwechslung ist die beste Erholung. Ihr Kind soll sich wieder auf das Schwimmtraining freuen und nicht noch in diesen Wochen „Kacheln zählen“.

Übrigens:             

Wer mehr Zeit mit Lernen verbringt, erzielt nicht unbedingt die besseren Noten. Im Gegenteil: Manche Menschen liefern sogar schlechtere Leistungen ab, je länger sie pauken. »Die Fähigkeit, sich neues Wissen anzueignen, unterscheidet sich in der Tat von Person zu Person«, sagt Oliver Dickhäuser, Professor für pädagogische Psychologie in Mannheim. »Das kann dazu führen, dass trotz unterschiedlicher Lernzeit am Ende gleiche Leistungen herauskommen. Mit unterschiedlicher Intelligenz habe das nichts zu tun.“ (http://www.zeit.de/2012/03/C-Studium-Fleiss)

Wochenbelastung Schule (Mittelwert dt. Schulen) und Training ohne Wegezeit, Hausaufgaben, Physiotherapie usw. (DSV-Nachwuchskonzeption)

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