Wettkampfangst

Unser Kind hat Angst vor Wettkämpfen. Was können wir tun? (s. auch D.07)

Erfolg ist im Grunde nichts anderes als die Überwindung der Angst vor dem Versagen (unbekannt)

Bei Ihrer Frage wäre interessant zu wissen, ob sich Ihr Kind generell – also von Anfang an – vor Wettkämpfen ängstigt oder erst in letzter Zeit, nachdem es zu Beginn diese Probleme nicht gab.

Für den Leistungssport ist der Wettkampf das „Salz in der Suppe“. Wer sich damit nicht anfreunden kann, der muss sich das nicht antun. Zum Leistungssport ist niemand verpflichtet. Wenn Ihr Kind Freude am Schwimmen hat, dann kann es ja in eine Breitensportgruppe gehen und vollkommen unbelastet entscheiden, ob es sich einmal einem Wettkampf stellt. Anders ist die Situation, wenn Ihr Kind den Leistungssport bejaht, aber auf der Strecke Wettkämpfe scheut. Erfolg im Leistungssport setzt nun einmal die bestmögliche Umsetzung der im Training erworbenen physischen Eigenschaften voraus. Und das bedarf „mentaler Fitness“. Übrigens ist Ihr Kind mit dem Problem nicht allein. Das ist auch schon berühmten Sportlern passiert. Erinnert sei daran, wie eine bestens physisch vorbereitete Franziska van Almsick zu den Spielen 2004 „neben sich stand“.

Wir schließen einmal aus, dass trainingsmethodische Mängel die Ursache sind. Das würde dann auch zumeist die ganze Gruppe treffen, so wie große Teile unserer Nationalmannschaft zu den Olympischen Spielen 2012. Wir können im Schwimmen auch eine Reihe von Faktoren ausschließen, die ein Wettkampfergebnis negativ beeinflussen können und teilweise Alibifunktion für nicht erbrachte Leistungen übernehmen (müssen) wie Wind, Regen, Temperaturschwankungen, direkte Gegnerbeeinflussung, subjektive Kampfrichterwertung usw. Wir schließen weiter aus, dass Trainingsrückstände durch Krankheit oder Ernährungsmängel das Selbstbewusstsein geschwächt haben, sondern konzentrieren uns auf die Ereignisse um den Wettkampf selbst. Dazu sollten Sie gemeinsam mit Ihrem Kind und dem Trainer folgende Fragen beantworten:

  • Entsprechen die Wettkampfziele dem realen Leistungsvermögen und wer stellt diese Ziele (Funktionäre, Presse, Trainer, Eltern)?
  •  Identifiziert sich das Kind mit den Zielen, kann es diese und sein Leistungsvermögen realistisch einschätzen?
  • Kann es sich auf den Wettkampf konzentrieren, Hinweise zur Schwimmtechnik und Taktik umsetzen?
  • Kann es sich zwischen den einzelnen Rennen entspannen (Ausschwimmen)?
  • Lässt es sich von anderen Teilnehmern negativ beeinflussen?

Wichtig ist, dass Sie nach dem Wettkampf Ihr Kind nicht anhand dieser Faktoren „auseinandernehmen“, sondern es befähigen, sein Verhalten selbst einzuschätzen. Es sollte lernen, Erfolg und Misserfolg selbst zu kontrollieren. Dieser subjektive Bewertungsmaßstab ist ein wesentliches Merkmal „mentaler Fitness“.

Nun wollen wir die Verantwortung nicht ganz Ihrem Kind überlassen. Bekanntlich spielen die Anforderungen im sozialen Umfeld in dieser Frage eine große Rolle. Anerkennung und Wertschätzung sollte man nicht nur dem Sieg, Platz oder einer Zeit zollen. Es gibt so viele Bausteine, aus denen sich eine Wettkampfleistung zusammensetzt, dass man diese in die Bewertung einbeziehen sollte (z.B. Niveau des Starts, Angehverhalten, Umsetzung einer Technikforderung, Stehvermögen). Um Erfolgserlebnisse zu „organisieren“ gibt es im Schwimmen viele Möglichkeiten, wie Start in einer anderen Disziplin oder in der Staffel (Verantwortung und damit Druck auf mehreren Schultern). Bei dieser Gelegenheit sollten Sie auch mit viel Feingefühl prüfen, ob Sie Ihr Kind beim Wettkampf begleiten und somit unterstützen oder belasten. Mischen Sie sich aber keinesfalls in Wettkampffragen aktiv ein. Das ist das Feld von Trainer und Sportler. Aber suchen Sie nach dem Wettkampf das Gespräch mit dem Trainer, sachlich und emotional zurückhaltend.  Und bleiben Sie bei Misserfolgen die Stütze für Ihr Kind ohne alles (Disziplinlosigkeit, offensichtlicher „Null-Bock“) zu entschuldigen.

Zur Bewältigung von Angst und Stress gibt es vielfältige Verfahren, die man teilweise erlernen kann oder die der Zusammenarbeit mit Fachleuten (Sportpsychologen, Psychotherapeuten) bedürfen. Damit würde aber die Grenze dieser Fibel gesprengt. Interessierten Eltern sei empfohlen:

Ursachen der Wettkampfangst und Methoden zur Angstbewältigung (https://www.trainingsworld.com/training/mentaltraining/ursachen-wettkampfangst-methoden-angstbewaeltigung-1276748)