Fordern und gefordert werden

Die „10 Gebote für Schwimmeltern“

Das fremde Korn und die eigenen Kinder scheinen immer besser.” Chinesisches Sprichwort

Das Interesse am Schwimmsport spiegelt sich in den USA und Australien auch im Internet wieder, wobei die Eltern der jungen Schwimmer/innen in einem Umfang mit einbezogen sind, wie wir es bei uns nicht kennen. Grundsätzlich sind wir uns einig, dass wir ohne Eltern „unseren Laden schließen können“, zugleich nerven sie uns  manchmal in unserer  Arbeit als Trainer. Nicht ganz uneigennützig haben amerikanische Trainer 10 Gebote für Schwimmer-Eltern aufgestellt[1], die inzwischen von vielen deutschen Vereinen übernommen wurden. Ich habe da so meine Probleme, Eltern abschließend noch mit Geboten zu konfrontieren, denn „das Gebot wird Knechten gegeben; der Glaube wird von Freunden gefordert“ (Origines 185-254). Die Fußballer sprechen von Verhaltensregeln, was etwa auf das Gleiche hinausgeht. Aber lassen wir das terminologische Geplänkel und widmen uns dem leicht abgewandelten Appell amerikanischer Schwimmtrainer an die Eltern:

  1. Ihr Glaube an Ihr „Wunderkind“ in allen Ehren, aber überfordern Sie es nicht mit überhöhten Zielen und halten ihm nicht ständig die Leistungen der Besseren vor. Akzeptieren Sie, dass es bestimmt bemüht ist sein Bestes zu geben.
  2. Unterstützen Sie Ihr Kind in jedem Fall. Oberstes Kriterium bleibt aber, dass es Spaß an der Sache hat. Zwingen Sie Ihr Kind nicht, an Training oder Wettkämpfen teilzunehmen, wozu es keine Lust hat.
  3. Ihr Kind hat einen ausgebildeten Trainer. Das sind nicht Sie. Es gibt genug im Umfeld zu tun, wo Sie Ihr Kind fördern können. Ständiges Einmischen in die Belange des Trainings würde Ihr Kind nur verunsichern.
  4. Unterstützen Sie Ihr Kind beim Wettkampf durch Lob und Anerkennung. Kritik ist Sache des Trainers, der sie zur rechten Zeit anbringen wird.
  5. Sollte Ihr Kind sich vor einem Start ängstigen, dann ermutigen Sie es. Es gibt auch Teilschritte, über die man sich freuen kann. Zudem hätte der Trainer Ihr Kind nicht gemeldet, wenn er kein Vertrauen hätte.
  6. Akzeptieren Sie die Entscheidungen des Kampfgerichts oder halten Sie sich zumindest in Gegenwart Ihres Kindes mit Kritik zurück. Es steht Ihnen übrigens frei, sich als Kampfrichter ausbilden zu lassen und mitzuwirken.
  7. Beachten Sie, dass ein enges Vertrauensverhältnis zwischen Ihrem Kind und seinem Trainer der beste Garant für sportlichen Erfolg ist. Jeder Trainer wird für kritische Hinweise dankbar sein, aber bitte nicht in Gegenwart des Kindes.
  8. Seien Sie kritisch gegenüber Vereinswechsel. Leider hat sich eingebürgert, den inneren Schweinehund gegen einen anderen Trainer/Verein auszuwechseln. Ein Vereinswechsel löst oft nicht die Probleme und führt selten zu besseren sportlichen Ergebnissen. Zudem fördert er nicht das „soziale Stehvermögen“.
  9. Ermutigen Sie Ihr Kind sein Bestes zu geben, aber das muss nicht immer der Sieg, Rekord sein. Es gibt genug Zwischenziele, die realistischer sind, Erfolgserlebnisse vermitteln und so Ihr Kind „bei der Stange“ halten.
  10. Erwarten Sie nicht, dass Ihr Kind unbedingt zu diesen 0,0002% der Schwimmer gehören, die eine Olympiamedaille erreichen. Leistungssport ist und bietet mehr, sowohl an Erfolgen auf der Strecke als auch an Selbstdisziplin und Fairness, Selbstbewusstsein und Fitness bis zu lebenslangen Freundschaften. Das ist nicht mit Metall aufzuwiegen.

[1] (http://www.adirondackswimming.org/ registriepflichtig über https://hub.usaswimming.org/landing