Erst schwimmen-dann rechnen

Ich sah kürzlich bei unserem Sohn eine Auswertung seines Wettkampfes mit sehr vielen Zahlen und Grafiken. Ist das nicht „zu viel des Guten“ und wer soll das alles verkraften?            

Die Zahl ist das Wesen aller Dinge (Pythagoras)

Wenn die Kleinen gegeneinander schwimmen, dann zählt nur der Platz, nach Möglichkeit der erste. Später entwickeln die Kinder ein Gespür für die Zeit und rangeln sich stolz von Bestzeit zu Bestzeit. Im Aufbautraining erhalten sie vom Trainer die ersten Informationen über die Zyklusfrequenz. So werden sie angeregt, mit langen Zügen, also ökonomisch zu schwimmen. Diese Informationen reichen aber für die weitere Entwicklung im Sportschwimmen nicht mehr aus. Zunehmend spielen einzelne Bereiche der Wettkampfstrecke eine Rolle für die Endleistung. Oft verbessern Schwimmer bei unveränderter Schwimmgeschwindigkeit ihre Zeit nur durch schnellere Starts oder Wenden. Das alles zu erfassen ist Aufgabe der Wettkampfanalyse.

Dazu werden an genau bestimmten Abständen zum Schwimmbecken Kameras aufgestellt, die die für die Wettkampfanalyse bedeutsamen Bereiche während des Wettkampfes erfassen. Mittels Computerprogramm werden dann Zeiten, Geschwindigkeiten und Zykluswege ermittelt für:

  • Startbereich (15m)
  • Wendenbereiche (5m + 10m)
  • Finishbereich (5m)
  • Zwischenzeiten alle 25m und 50m.

Diese Ergebnisse sind sehr aufschlussreich im Längsschnittvergleich des einzelnen Schwimmers und lassen Rückschlüsse auf das Training zu. So sind bessere Angehzeiten oft einer verbesserten Schnelligkeit zu verdanken, ein schneller Start Zuwächsen in der Sprungkraft. Wenn bei gleicher oder sogar höherer Schwimmgeschwindigkeit mit niedrigerer Frequenz geschwommen wurde, lässt das auf eine verbesserte Technik schließen. Die wettkampfspezifische Ausdauer steht für das Stehvermögen auf den letzten Metern. Somit ist letztlich jede Wettkampfanalyse die Initialzündung für das folgende Trainingsprogramm. Diese wirkt noch stärker, wenn sich im Vergleich mit den Analysen der Konkurrenten Stärken und Mängel offenbaren.

Obwohl es inzwischen Computerprogramme gibt, die die Auswertung vereinfachen, ist der personelle und zeitliche Aufwand noch erheblich. So wird die Qualität der Ergebnisse bereits maßgeblich von der punktgenauen Aufstellung der Kameras in der Regel auf den Traversen der Schwimmhalle bestimmt. Das Ablesen der einzelnen Ereignisse vom Videobild ist auch nicht so genau, wie die Arbeit mit Lichtschranken, die beim Schwimmen kaum möglich ist. Trotzdem ist die Wettkampfanalyse aus dem Hochleistungstraining eine wesentliche Grundlage der Trainingssteuerung.