Nachwuchstraining ist Voraussetzungstraining

Wir hatten unser Kind zum Schwimmen angemeldet. Kürzlich kam es von einem Wettkampf zurück, wo er sogar hüpfen musste. Was bringt das?

Wer hohe Türme bauen will, muss lange beim Fundament verweilen“, Anton Bruckner, öster. Komponist

Ich nehme an, Sie meinen, den Jugendmehrkampf, den der DSV und die LSV für die ersten Jahrgänge des Aufbautrainings (11/12 Jahre weiblich und 12/13 Jahre männlich) ausgeschrieben haben. Dieses Vorgehen ergibt sich aus der Erkenntnis, dass in diesem Alter bevorzugt Leistungsvoraussetzungen zu trainieren sind. Es geht also nicht darum, in der Lieblingsdisziplin immer wieder zu starten, sondern vielseitige Fähigkeiten nachzuweisen. Erst auf dieser Basis lassen sich später Spitzenleistungen in den einzelnen olympischen Disziplinen nachhaltig erzielen. Da nun einmal der Wettkampf das erklärte Ziel jedes Leistungssportlers ist, wird er in der Regel sein Training darauf abstimmen. Im Nachwuchstraining entscheidet vor allem der Trainingsinhalt und das ist die Ausbildung vielseitiger Leistungsgrundlagen, so zum Beispiel (mit entsprechendem Test):

  • Abstoß und Gleiten, indem der Schwimmer seine Sprungkraft optimal in das Gleiten überleitet und lernt Wasserwiderstand zu minimieren (7,5m-Gleitttest),
  • Delfinbewegung, die inzwischen in Start und Übergang im Wendenbereich aller Schwimmarten eingezogen ist (15m-Delfinbeinbewegung),
  • Beinbewegung als fundamentale Grundlage jeder Schwimmtechnik (50m-Kraulbeine),
  • Sprungkraft als konditionelle Voraussetzung für Start und Wende (Sprungtest),
  • Ausdauer als grundsätzliche Voraussetzung für alle Disziplinen (400m Freistilschwimmen),
  • Vielseitigkeit, indem alle vier Schwimmarten beherrscht werden (200m Lagen),
  • Spezialisierung, indem ein Start in der „Schokoladendisziplin“ und einer weiteren möglich ist (100m Brust-, Rücken-, Freistil- oder Schmetterlingsschwimmen). 

Die Aktiven nehmen an allen acht Disziplinen teil. Nach einem Punktsystem werden die besten Mehrkämpfer ermittelt. Damit haben Trainer und Sportler eine viel bessere Übersicht, ob sie den Inhalten der Nachwuchskonzeption des DSV folgen oder sich immer wieder vom Ergebnis einer einzelnen Disziplin auf eine perspektivlose Fährte begeben. In einer Studie wurde die Leistungsentwicklung der besten Mehrkämpfer dieses Altersbereiches bis zum Erwachsenenalter verfolgt. Dabei haben sich besonders die bis zum Spitzenkader durchgesetzt, die bereits im Aufbautraining vielseitig ausgebildet waren (Rudolph 2010).

Noch umfangreichere Einblicke in den allgemeinen Leistungsstand gibt der Athletik-Schwimmwettkampf (s. D.04).