Was bedeutet HIT?
HIT (High-Intensity-Training) ist eine Trainingsmethode der Bodybuilder. Sie löste das bis dato dominierende Volumentraining (High-volume-Training) mit dem Argument ab, durch kürzeres und intensiveres Training Zeit sparen zu können. Das mag bei Sportarten mit vorrangig schnellkräftigenden Bewegungen sinnvoll sein, wurde aber dann auch auf die Ausdauersportarten übertragen. Zum besseren Verständnis folgender Exkurs:
Im Grundlagenausdauertraining sollen 2000m geschwommen werden. Über die Belastungskomponenten Dauer und Intensität gibt es verschiedenen Möglichkeiten der Trainingsgestaltung. Es kann die gesamte Strecke im Stück (Dauertraining) oder in Teilstrecken (Intervalltraining) absolviert werden, z.B. 5x400m, 10 x 200m oder 20 x 100m. Dadurch können höhere Geschwindigkeiten geschwommen werden, was maßgeblich durch die Pause (Intervall) zwischen den Teilstrecken geregelt wird. Größere Pause bedeutet mehr Erholung und damit höhere Geschwindigkeit. Das ganze Procedere wird bestimmt durch das Trainingsniveau und die Veranlagung (z.B. Muskelfaserstruktur) des Schwimmers. Denn davon hängt ab, inwieweit die Serien ökonomisch (Fettstoffwechsel, aerobe Glykolyse) oder unökonomisch (anaerobe Glykolyse) geschwommen werden.
Die energetischen und muskulären Voraussetzungen begrenzen Belastungsdauer und Intensität (Geschwindigkeit). Deshalb war das klassische (aerobe) Ausdauertraining unterhalb einer so genannten „Schwelle“ angelegt, wo das ökonomische Schwimmen verlassen wurde und das „unökonomische“ begann. Nur wenige Anteile des Ausdauertrainings (etwa 15%) wurden „über der Schwelle“ absolviert. Nicht weil man es nicht mochte, sondern weil der Organismus nicht mehr verkraftete. Die Grenze bei einer 200m-Serie lag etwa bei 90% der Wettkampfgeschwindigkeit. Mit dem HIT werden aber über 95% gefordert. Da der Mensch kein Perpetuum mobile ist, geht das nur, wenn die Pausen verlängert werden. Lag diese vorher bei 20 sec sind es jetzt 2-5 min. Da wesentlich mehr Zeit für Erholung benötigt wird, steht das Argument, man spare mit HIT Zeit, auf schwachen Füßen.
HIT ist kein Neuland
Diese Form des intensiven Ausdauertrainings ist für die alten Hasen unter den Trainern nicht neu. Wir sprechen vom Stehvermögenstraining oder vom Schnelligkeitsausdauertraining. Der Wechsel zwischen aeroben und anaeroben Ausdauertraining („Wechseltempo“) ist eine viel praktizierte Methode. Die meisten Spitzentrainer sind sich darin einig, dass nicht auf das bisherige aerobe Training verzichtet, sondern dieses nur mit Blöcken höherer Intensität angereichert werden soll. Dazu wird das Modell des polarisierten Trainings (Polarized Training Model) empfohlen, das von einer Verteilung 80% im aeroben und 20% im anaeroben Bereich ausgeht.
Aber bleiben wir bei Ihrem Sohn. Zudem ist bei den Experimenten mit HIT zu beachten, dass im Training jeder Wechsel der Methode (Reizwechsel) sich auf die Leistungsentwicklung auswirkt. Leider haben Sie die konkrete Methode, die Ihren Sohn so „fertig gemacht“ hat, nicht angegeben. Aber nehmen wir einmal an, dass es sich um ein Training handelt, wie im obigen Beispiel beschrieben, dann müssen wir von einer Grenzbelastung ausgehen. Dann gesellt sich zu den zwei beschriebenen Säulen des HIT „kurz“ und „intensiv“ eine dritte hinzu: „selten“ – höchstens zweimal in der Woche. Der bekannte norwegische Trainer Espen TØnnessen (2010) empfiehlt jugendlichen Ausdauersportlern nur eine hoch-intensive Serie pro Woche, diese aber mit Techniktraining zu kombinieren.
HIT ist nicht der Hit für den Schwimmsport, wie er in den letzten Jahren als „zeitsparendes Wundertraining“ propagiert wurde. Besonders das Für und Wider HVT oder HIT ist ein Pseudokrieg, der uns nicht weiterhilft. Inzwischen haben sich die Wogen geglättet und das HIT wurde als „Kalorienkiller No.1“ dem Freizeitsport anheimgegeben.