wenn Sie Ihrem Kind empfohlen haben, das Schwimmen zu erlernen und weiterhin zu betreiben. In einer meiner ersten Untersuchungen hatte ich Eltern befragt, welche Sportart sie ihrem Kind empfehlen würden. Die Eltern entschieden sich eindeutig für Schwimmen. Das war vor 50 Jahren unter anderen gesellschaftlichen Vorzeichen. Heute ist Forschung zu Interaktionen zwischen Eltern und Sportlern relativ begrenzt. obwohl die Rolle der Eltern für die Entwicklung und Aufrechterhaltung von gesundheitsbezogenen Verhaltensmustern ihrer Kinder entscheidend ist (Kobel & Niermann, 2022). Dabei sollte das Kind an den Herausforderungen wachsen, anstatt dass die Eltern als “Schneepflug” fungieren (Collins & MacNamara, 2018). Unterstützend wirkt die Faszination, die der Sport auf die Kinder ausübt. 25% der bis 6Jährigen und 72% der 7-14Jährigen sind in einem Sportverein organisiert. Dabei steht der Deutsche Schwimmverband mit 240.823 Mitgliedern im Kindesalter nach Fußball und Turnen an dritter Stelle (Stand 2022). Hinzu kommen noch die 173.522 Kinder der Deutschen Lebens- und Rettungsgesellschaft (DLRG-Bestandserhebung 2021). Damit gehört Schwimmen zu den klassischen aktiven Erstsportarten (Schmidt et al. 2003).
Unterm Strich: Schwimmen ist nicht nur eine der ältesten (bereits auf Tonscherben aus dem 4. Jahrtausend vor Christus abgebildeten), sondern auch der beliebtesten und gesündesten Sportarten.
Für Schwimmen spricht:
- dass es Leben retten kann und deshalb auch gesetzlich verordnet ist. Leider steht das für ein Drittel der Nichtschwimmer unter den Kindern nur auf dem Papier. Badeunfälle mit tödlichem Ausgang nahmen deshalb zu (Info der DLRG). Ihr Kind wäre „aus dem Schneider“.
- dass sich Ihr Kind im Wasser eine neue Bewegungswelt erschließt, die Freude, Entspannung und Wohlbefinden vermitteln kann.
- dass der aktive Aufenthalt im Wasser in vielfältiger Weise die Lebensfunktionen steigert. Als Ausdauersportart bringt Schwimmen das Herz-Kreislauf-System in Schwung, Herz- und Lungenvolumen werden vergrößert.
- dass es bereits mit der Wassergewöhnung Selbstüberwindung und Mut erfordert.
- dass es durch eine Vielzahl an Übungselementen reich an Erfolgserlebnissen sein kann (s. Swim-Stars-Zertifikate).
- dass der Kältereiz des Wassers zur Abhärtung beiträgt.
- dass der besonders im Kindesalter empfindliche Stützapparat entlastet wird, da man im Wasser nur noch ein Siebtel so schwer ist wie an Land.
- dass Schwimmen als Ganzkörperbewegung und durch die Überwindung des Wasserwiderstandes mehrere Muskelgruppen kräftigt und so Haltungsfehlern vorbeugt. Langjähriges Schwimmtraining führt zu einer wohlproportionierten Figur und so sich diese mit sportlichem Erfolg paart auch zu einer guten Partie, ob Tarzan, Fernsehmoderatorin oder Fürstin von Monaco.
- dass es sehr vielfältig ist. Ihr Kind kann im Wasser spielen, toben, tauchen, springen. Es kann im Schwimmtraining sprinten und lange Strecken schwimmen, allein gegen die Uhr, gegen Konkurrenten oder in der Mannschaft wettstreiten.
- dass es Grundlagen schafft für eine Reihe weiterer Sportarten wie Wasserball, Synchronschwimmen, Wasserspringen, Triathlon, Rettungsschwimmen, Freiwasserschwimmen usw.
- dass die Verletzungsgefahr sehr gering ist, da Wind und Wellen wie auch direkte Einwirkungen durch Gegner entfallen.
- dass die Leistung sehr fair bewertet wird, denn es zählt die Zeit und nicht subjektive Punkturteile; es ist kein Platz zum Schummeln.
Sollten diese Argumente Sie nicht überzeugen, dann vielleicht als letztes: Ihr Kind kommt immer sauber nach Hause.
Nun ist es ein Unterschied, ob ich aus reinem Vergnügen schwimme (bade) oder in einer Trainingsgruppe „sportschwimme“. Wenn Ihr Kind dann einmal in der Woche mehr schwimmt als Sie laufen, dann gesellt sich auch einmal zu Lust Frust. “Kacheln zählen“ verursacht nicht permanentes Glücksgefühl. Die oben aufgeführten Beweggründe verlagern sich in ihrer Wertigkeit. Im Vordergrund stehen nicht mehr „Spritzschlacht“ und „Eckhasche“, sondern die neu erlernte Delfinbewegung, die Wende, eine bessere Zeit und darauf aufbauend der Erfolg allein und mit der Mannschaft. Und besonders talentierte Schwimmer genießen das herrliche Gefühl (Flow), über das Wasser zu „fliegen“. Gerade im täglichen Kampf gegen sich selbst werden wertvolle Persönlichkeitseigenschaften herausgebildet, die für das weitere Leben sehr nützlich sind.
Kristin Otto (mehrfache Olympiasiegerin und Weltmeisterin) antwortet auf die Frage „Hat Dir das Training immer Spaß gemacht?“
„Klar hatte ich auch manchmal keine Lust, zum Training zu gehen. Aber dann hatte ich daran gedacht, was ich mir vorgenommen habe. Wenn man den inneren Schweinehund besiegt, ist man hinterher zufrieden und stolz. Ich habe im Training gelernt, wie man für gestellte Ziele kämpft. Das hat mir auch in anderen Dingen geholfen“.
(aus Barth & Dietze. Ich trainiere Schwimmen. Meyer & Meyer-Aachen, 2003, S.20)