“Der Glaube beginnt dort, wo das Wissen endet”, Goethe
Jetzt sind wir bei dem ewigen Widerspruch zwischen „gesundem Menschenverstand“ und „Glaube“ angelangt. Der gesunde Menschenverstand sagt, wenn Ihre Tochter ordentlich trainiert hat, braucht sie keine „guten Geister“ (in dem Sinne den Talisman), um ihr Ziel zu erreichen. Das Problem ist immer das Quäntchen Ungewissheit, in der Vokabelarbeit ebenso wie im Schwimmwettkampf. Diese Unsicherheit verleitet zum Glauben an Kräfte, die außerhalb und unabhängig von uns wirken. Die Psychologen fassen unter Aberglauben jene Vorstellungen zusammen, „die neben dem sinnlich Wahrnehmbaren Kräfte und Mächte für existent halten, mit denen der Kundige in einem besonderen Kontakt treten und die er sich nutzbar machen kann“ (Baumann 2006). In dem Sinne übt der Teddy für Ihre Tochter eine Schutzfunktion aus, um bedrohliche Situationen im Wettkampf abzuwenden. In der Regel hat der kleine Stoffkerl Ihre Tochter durch viele Jahre begleitet. Seine Anwesenheit wirkt vertrauenerweckend und damit beruhigend. Damit baut er Spannung ab. Sein Nimbus als Erfolgsbringer resultiert aus der unlogischen Verknüpfung von Ursache und Wirkung. Der Sportler entlastet sich, indem er einem kleinen Stoffbündel die Verantwortung für das Wettkampfergebnis überlässt.
Natürlich sind der Glaube und damit der Gebrauch von Maskottchen von Geschlecht, Alter und Bildung abhängig. Aber Vorsicht, oft ist Aberglaube nur nicht so sichtbar. Manch gestandener Topschwimmer kann angeblich nur in der einen „Wettkampfhose“ schwimmen. Ein anderer bevorzugt seine „Glücksbahn“ oder sein „Lieblingsbassin“.
Es bringt nichts, gegen die Rituale und Maskottchen anzugehen. Im Gegenteil, sie stimmen auf den bevorstehenden Wettkampf ein, indem sie dem Sportler helfen „abzuschalten“ und sich auf den Wettkampf zu konzentrieren. Lassen Sie mit einem leichten Schmunzeln Ihre schon fast erwachsene Tochter mit Ihrem Teddy ziehen. Und liebe Mutti, achten Sie darauf, dass Ihr Talisman nicht von Ihrer Tochter entführt wird…
„Bei allem, was Chad Le Clos sagt, wirkt er unbedarft, mit jugendlichem, fast kindlichem Charme, als hätte er noch nicht ganz begriffen, was er seit seinem Olympiasieg über Michael Phelps im letzten Jahr noch alles erreicht hat. Noch immer hängt seine Schwimmbrille permanent um seinen Hals, als Glücksbringer. „Das ist irgendwie ein Ritual“, sagt er, „seit ich ein kleiner Junge bin.“ (FINA-Info vom 13.08.2013)