Wettkampf vorbereiten

Der Trainer unseres Sohnes will vor den Meisterschaften tapern. Was ist das?

Tapern ist als Verb abgeleitet vom englischen Tapering, das mit „Zuspitzung“ übersetzt werden kann. Auf den Sport übertragen ist damit „Formzuspitzung“ gemeint. Wir sagten, weniger von Anglizismen beeinflusst, Leistungsausprägung und jeder wusste gleich, was damit gemeint war. Tapern hat sich aber in der Schwimmwelt international durchgesetzt. Der Erfolg bestimmt nicht nur die Mittel, sondern auch die Sprache.

Was ist nun zu erwarten, wenn Ihr Sohn tapern wird. Es ist nichts anderes als eine geplante Reduzierung des Belastungsumfanges vor wichtigen Wettkämpfen. Der wissenschaftliche Hintergrund ist der gezielte Belastungs-Entlastungs-Rhythmus. Wichtige Wettkämpfe beenden eine längere Phase (Makrozyklus) umfangreicher Trainingsbelastung. Über viele Wochen wurden Kraft- und Ausdauer, Schnelligkeit und Technik trainiert. Dabei passen sich die verschiedensten leistungsbeeinflussenden Systeme an: vegetatives Nervensystem, Herz-Kreislauf-System, Stoffwechsel bis zum Immunsystem. Sie müssen sich das so vorstellen, dass verschiedene Baustellen auf ein höheres Niveau gebracht wurden, die aber untereinander noch nicht optimal kooperieren. Besonders der Antriebsmotor (Muskulatur) muss mit diesen Systemen optimal abgestimmt arbeiten. Dazu ist, je nach Umfang und Art des Trainings in den vorangegangenen Wochen, ein Zeitraum von ein bis drei Wochen notwendig. Diese Phase ist charakterisiert durch Reduzierung des Belastungsumfangs einerseits und dem Wettkampfzuschnitt andererseits. Es gibt also noch wichtige intensive (wettkampfnahe) Aufgaben zu lösen bis zur Anpassung des Tagesregimes an den Wettkampfverlauf. Im Gegensatz dazu steht der Wettkampf aus dem Training, d.h. der direkte Übergang aus dem Training in den Wettkampf ohne spezifische Vorbereitung, was bei den meisten Aufbauwettkämpfen gängige Praxis ist.

Die Taperphase ist der individuellste Abschnitt des Jahres mit „mehr Ausnahmen als Regeln“ (Gambril & Bay, 1980, S.148). Folglich ist die individuelle Führung der Athleten umso zwingender je näher der Wettkampf kommt.  Bestimmend dabei ist eine wohlproportionierte Mischung aus Erfahrung (Standards) und flexiblem Eingehen auf die Tagesform des Schwimmers. Sie sehen schon, dass sich optimales Tapering erst im Hochleistungstraining einstellen wird. Kinder absolvieren Wettkämpfe oft erfolgreicher nach einer kurzzeitigen Entlastung (1-2 Tage) als mit dem komplizierten Brimborium der Taperphase.  Aber der langfristige Erfolg erfordert eben Lehrgeld auf der Strecke. Hinzu kommt, dass sich der Umgang mit Tapern verhält wie mit Antibiotika. Zu oft verwendet verblasst die Wirkung

Die trainingsmethodischen Feinheiten überlassen wir bitte dem Trainer Ihres Sohnes.

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