„Kinderfreuden mitfreuen. Sie nur verstehen, zerstört“. André Brie, deutscher Politikwissenschaftler
Man könnte es sich einfach machen und sagen, Wettkämpfe sind so lange gut, solange Ihr Kind Spaß daran hat. Diese Antwort wäre aber nicht nur zu einfach, sondern auch gefährlich, weil der Spaß jäh in Stress und damit Ablehnung umschlagen kann. Dabei geht es weniger um die Zahl der Wettkämpfe, sondern um deren Inhalt und Ablauf. Wer Wochenende für Wochenende auf einer Luftmatratze in einer lauten und stickigen Schwimmhalle verbringt und Stunden auf seinen Start wartet, wird bald die Nase voll haben von dieser „sinnvollen“ Freizeitgestaltung. Natürlich spielt auch der Erfolg eine maßgebliche Rolle. Wer lässt sich schon gern Woche für Woche einen „Loser-Status“ bestätigen. Was ist bei Wettkämpfen für Kinder kritisch zu sehen?
- eine Übernahme der „Erwachsenen-Wettkämpfe“ (Olympisches Programm),
- eine frühzeitige Orientierung auf Meistertitel und Rekorde,
- zu lange Wettkampfabschnitte,
- Opfern von emotionalen Höhepunkten (Siegerehrung) zugunsten der Bewältigung großer Starterfelder im Interesse der Starteinnahmen,
- zu starke Konzentration auf Einzelstarts,
- Fehlen von Mannschaftswettkämpfen und Gruppenwertungen.
Wettkämpfe sind für Ihr Kind „gut“, wenn -:
- sie den Inhalt der jeweiligen Ausbildungsetappe widerspiegeln. Dazu zählt, dass die Wettkampfdistanz nur so lang ist, wie sie technisch befriedigend gemeistert werden kann.
- sie als Zwischenstation (Aufbauwettkampf) auf dem Weg zu höheren Leistungen verstanden werden, wobei nicht vordergründig auf Leistung und Sieg, sondern auf die Erfüllung bestimmter Teilkomponenten (Technikmerkmal, Durchstehvermögen, Einhalten der Regeln usw.) bei besonderer Beachtung sozialer Faktoren (Kooperation statt Konkurrenz) zu achten ist (Martin, 1999).
- die Kinder schrittweise an die Öffentlichkeit herangeführt werden.
- der organisatorische Ablauf Konzentrations- und Belastungsfähigkeit der Kinder beachtet.
Der DSV versuchte mit den kindgerechten Wettkämpfen(s. D02) diesen Anforderungen gerecht zu werden, hat diese aber nur auf die ersten Jahrgänge beschränkt und zum 1.01.23 modifiziert. Dabei sollte nicht vergessen werden, dass mit Tests und Trainingswettkämpfen auch die Erfüllung der Trainingsinhalte kontrolliert werden kann. Dazu müssen nicht generell Wochenenden herhalten. Kinder müssen auch einmal „abhängen“ können. Bedeutsam ist, wie mit den Wettkampfergebnissen umgegangen wird. Erfolg sollte nicht nur daran gemessen werden, dass andere unterliegen. Zudem sind durch unterschiedliches biologisches- und Trainingsalter oftmals sehr differenzierte Leistungen zu registrieren, deren Ursachen Kinder oft nicht erschließen können. Deshalb sollte nicht immer der Vergleich mit anderen im Vordergrund stehen, sondern auch der Vergleich mit sich selbst (Krüger 1994). Man kann aber auch nicht Kinder über Jahre vom Wettbewerb mit anderen fernhalten und dann mit dem Übergang in die nächste Ausbildungsetappe erwarten, dass es plötzlich „wettkampffähig“ ist. Zudem tolerieren Kinder die Wettkampfbelastung selbst besser als einen zur Sättigung führenden „Wettkampfwildwuchs“. Es geht also weniger um die Anzahl der Wettkämpfe als um deren Inhalte und Durchführung.
Fragen an den Trainer!
- Sind Eltern/Kinder langfristig informiert?
- Wie stimmst Du die Kinder taktisch ein?
- Hast Du so viel Betreuer mit, dass Du Dich 100%ig um den Wettkampf kümmern kannst?
- Sicherst Du ein ordentliches Einschwimmen?
- Sicherst Du, dass jeder Sportler zur rechten Zeit am Start ist?
- Können sich die Sportler selbstständig allein warm machen, einschwimmen?
- Hast Du alle Zwischenzeiten/Frequenzen?
- Schwimmen Deine Sportler ausreichend aus?
- Wie gelingt es Dir, Eltern einzubinden?
- Du hast Zeiten registriert, auch Gefühle? (Feedback)
- Wie arbeitest Du mit Lob und Tadel?