"Spaß- oder Leistungsschwimmer?"

Kann ich früh entscheiden, ob mein Kind ein „Spaß- oder Leistungsschwimmer“ wird?

Man sollte nicht entscheiden, wenn die Zeit nicht reif dafür ist. Zum Leistungsschwimmen gehört Talent. Ob ein Kind talentiert ist, erkennt man erst in der Ausbildung selbst und nicht mit einer Momentaufnahme (s.  A.02).

 Am Anfang steht der Spaß. Sie schreiben selbst, dass Ihr Sohn erst einmal angetan ist von der teuren Arena Olympia Badehose und der passenden coolen schwarze Badekappe vom Verein sowie der coolen Brille. Er ist jetzt Vereinsschwimmer. Toll!

Schwimmen ist ja an sich so reizvoll, dass es keiner großen Überzeugung bedarf (vergessen wir mal, wie widerborstig sich Ihr Sprössling vielleicht bei der ersten „Kontaktaufnahme“ mit dem Wasser verhielt). Nicht umsonst sprechen wir von der „Erlebniswelt Wasser“. Diese Welt in vielfältigster Weise zu erobern, gemeinsam mit anderen Kindern toben, letztlich mit dem Wasser auf „Du und Du“ stehen, das ist die beste Grundlage für das spätere Leistungsschwimmen ohne dass wir das überhaupt erwähnen müssen. Deshalb legen wir großen Wert darauf, dass die Kinder die Grundfertigkeiten des Schwimmens beherrschen: Tauchen, Atmen, Schweben und Auftreiben, Gleiten, Springen, Fortbewegen, Antreiben. Und wie man einen Hund mit „Leckerli“ bei Laune hält (entschuldigen Sie den Vergleich, aber er liegt nun mal nahe), so wird das Kind für jede neu erlernte Fertigkeit belohnt, dann besitzt die Schwimmstunde magische Kräfte. So gesellt sich zum Aufnäher „SwimStar Grün“ der „SwimStar Türkis“ usw., bis der Schwimmanzug dekoriert ist, wie die Brust eines Viersterne-Generals und der Ganzkörperanzug eine vollkommen neue Begründung erfährt. Mit dieser Grundlage erlernen die Kinder später viel leichter die komplizierten Schwimmarten und unterscheiden sich von dem im Schnellkurs ausgebildeten „Senkrechtschwimmern“.

Mit dem Erlernen des Schwimmens erfährt das Kind, dass Wasser nicht nur zum Spielen geeignet ist, sondern dass man sich davon „abdrücken“ (antreiben) kann. Und das jedes Mal ein Stück besser und schneller. Zum Spaß am Spiel gesellt sich der Spaß an der Leistung, am Messen mit den anderen Kindern der Gruppe, des Vereins oder anderer Vereine. Die Freude auf den Wettkampf wird zur Triebkraft, ohne dass wir bereits die „Olympiakeule“ schwingen müssen. Somit muss der Übergang von der Grundausbildung in das Grundlagentraining gar nicht als Wechsel vom Spaß zur Leistung verstanden werden.

Aber wenn ein Kind Wettkämpfe meidet, kein Verständnis dafür hat, unbedingt vier Schwimmarten erlernen zu müssen, dann kann es in einer Breitensportgruppe weiter schwimmen. Zum Besuch der Schule ist Ihr Kind gesetzlich verpflichtet, zum Sport und erst recht zum Leistungssport nicht. Und zwingen Sie es bitte nicht, auch wenn Sie insgeheim gehofft hatten, dass Ihr Kind die sportlichen Lorbeeren erringt, die Ihnen vielleicht versagt blieben.

Natürlich wird ein Topschwimmer weniger aus Spaß täglich vier Stunden „Kacheln zählen“. Inzwischen hat sich auch die Bedürfnishierarchie geändert. Um Anerkennung wird weiter gebuhlt, nur erfolgt sie jetzt mehr durch die Öffentlichkeit. Das Erreichen erstrebter Leistungen, von der Bestzeit bis zur Meisterschaft, gibt Freude und gegebenenfalls soziale Sicherheit. Aber bis dahin ist noch ein langer Weg.

Zum Lesen empfohlen:

Reischle, Buchner, Rudolph (2011). SwimStars: Schwimmen lernen und Technik optimieren. Schorndorf: Hofmann

DSV e.V.-Jugend (Hrsg.). Schwimmen lernen-Handbuch Kursleiterausbildung. Kassel: DSV 2006

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