Ich fürchte, unsere allzu sorgfältige Erziehung liefert uns nur Zwergobst. G. Chr. Lichtenberg
Ich hoffe, dass diese Fibel deutlich macht, ohne Sie geht im Nachwuchsleistungssport nichts. Sie haben Ihr Kind gezeugt, mit Anlagen versehen, für den Schwimmsport begeistert, um- und versorgt, getröstet und immer wieder aufgemuntert. Und doch gibt es Grenzen, wo manch guter Ansatz ins Gegenteil umschlagen kann. So ist es nicht Ihre Angelegenheit, Wissen und Fähigkeiten zu vermitteln, die Aufgaben der Schule sind. Es ist kaum anzunehmen, dass Eltern dem Mathematikunterricht beiwohnen, um das Verhalten des Lehrers zu begutachten. In den Schwimmhallen bietet sich da manchmal ein anderes Bild. Und in manchem Fußballstadion steht ein Trainer am Rasen und tausende Trainer sitzen und richten auf den Traversen.
Wo liegt die Ursache dieses Verhaltens? Mathematik ist eine über Jahrtausende gewachsene Wissenschaft, der Schulunterricht eine anerkannte Ausbildungsform. Eins und Eins ist Zwei und nicht Drei. Das Training fußt zwar auch auf Prinzipien der Trainingswissenschaft, aber diese hat erst etwa 100 Jahre auf dem Buckel und noch immer führen viele Wege nach Rom. Aber ungeachtet dessen unterliegt der Sport einem Regelwerk und trainiert wird auf wissenschaftlicher Grundlage. Natürlich gibt es da noch einen gewaltigen Unterschied: Der Lehrer ist akademisch gebildet, der C-Trainer stützt sich auf eine 120-Stunden-Lizenz. Aber machen Sie dafür bitte nicht den jungen Mann oder die junge Frau verantwortlich, die Ihr Kind am Beckenrand betreut. Dieser Kompromiss ist jahrelanger Tradition in (West-)Deutschland geschuldet, wonach der Sport hauptsächlich dem Ehrenamt übergeben wurde. Wir respektieren Ihren Einsatz für die individuelle Entfaltung Ihres (einen) Kindes, vergessen Sie dabei aber bitte nicht, Lehrer wie Trainer haben alle Kinder zu fördern.
Nun zu Ihrer eigentlichen Frage, wie können Sie Ihren jungen Schwimmer unterstützen? Hierbei sind es vor allem zwei Bereiche, zum einen indem Sie ein leistungssportdienliches Umfeld schaffen und zum anderen eine seelisch-moralische Stütze sind, d.h.im Detail:
- Halten Sie stets Kontakt zum Trainer. Man kann Maßnahmen nur unterstützen, wenn man sie kennt.
- Reduzieren Sie die Wegzeit soweit es in Ihren Kräften steht (bis zum Übergang an eine Sportschule), aber unterschätzen Sie nicht die zunehmende Selbstständigkeit Ihres Kindes
- Unterstützen Sie die Trainingsgruppe bei Lehrgängen und Wettkämpfen (Begleiter, Kampfrichter, Fahrdienst, Verpflegung usw.)
- Sichern (kontrollieren) Sie eine sportgerechte Ernährung
- Sichern Sie die Balance zwischen schulischen und sportlichen Belastungen, indem Sie mit Ihrem Kind einen entsprechenden Tages- und Wochenablauf vereinbaren. Achten Sie dabei wenigstens auf ein Minimum an Ruhepausen und ausreichenden Schlaf
- Unterstützen Sie Ihr Kind bei Hausaufgaben im Sport (zusätzliche Übungen, Trainingsdokumentation)
- Organisieren Sie Möglichkeiten eines Ausgleichs zum Alltag (Freunde, gemeinsames Wochenende usw.)
- Sollten Sie selbst einem gestressten Alltag unterliegen, dann sichern Sie wenigsten täglich einige Minuten des „offenen Ohres“ und „Anlehnen Könnens“. So können manchmal beide Seiten ihren Frust loswerden.
Vergessen Sie nicht: Das Kind macht seine Karriere. Sie unterstützen durch Vorleben, Fürsorge, Rahmenbedingungen und Entwicklungsangebote.