Generation Wasserträger

Unserm Kind wurde empfohlen, täglich mindestens 2-3l zu trinken. Nun schleppt es zu seinen Schul- und Trainingsutensilien noch immer eine große Trinkflasche mit herum. Übertreiben wir nicht manchmal mit unseren Forderungen?

„Durst ist ein Signal des Körpers. Damit will er sagen: Ich brauche jetzt Wasser, nicht früher und nicht später.“ Uwe Knop, Ernährungswissenschaftler

Vom Ansatz her ist die Forderung berechtigt. Wir bestehen zu über 50% aus Wasser, Kindern sogar 60-65%. Stoffwechselvorgänge und fast alle Körperfunktionen sind an Wasser gebunden. Bereits bei einem Flüssigkeitsverlust von 2% des Körpergewichts kann es zu Leistungseinschränkungen kommen, weil das Gehirn nicht mehr ausreichend mit Nährstoffen versorgt wird. Zugleich sind Flüssigkeiten Baustoffe und für die Geschmeidigkeit der Gewebe notwendig.

Täglich werden 1,5-2 Liter Flüssigkeit durch Atmung, Schweiß und Urin ausgeschieden. Bislang waren Sportmediziner der Meinung, man solle nicht erst den Durst abwarten, sondern regelmäßig über den Tag verteilt trinken, ja sogar vor dem Training die Flüssigkeitsreserven auffüllen. Aber auf Vorrat trinken funktioniert nur bei den Kamelen. Anders nach großem Schweißverlust, da dadurch der Flüssigkeitsbedarf erhöht wird. Aber auch dieser variiert individuell stark. Deshalb sind verallgemeinerte Trinkempfehlungen im Sport schwierig. Studien haben aber gezeigt, dass die Flüssigkeitszufuhr dem Ausdauersportler hilft, die Leistung auf vielfältige Weise zu verbessern.

Angeblich lässt sich der Flüssigkeitsverlust im Sport durch den so genannten „Schwitztest“ ermitteln: Startgewicht – Endgewicht (in kg) x 1000 + Trinkmenge (in ml). Dazu ist vor und nach einem einstündigen Training das Körpergewicht exakt zu ermitteln, ebenso die getrunkene Menge während des Trainings. Die tägliche Flüssigkeitszufuhr in Form von Getränken liegt mit zunehmendem Alter bei Kindern und Jugendlichen zwischen 1-1,5. Dieser Bedarf kann bei körperlicher Belastung, geringer Luftfeuchte, Erkrankungen mit Erbrechen und Durchfall noch beträchtlich ansteigen.

Bei der sonst empfohlenen Tagesaufnahme von 2-3 l Flüssigkeit wird unterschlagen, dass wir bei ausgewogener Kost bereits die Hälfte mit der Nahrung aufnehmen. Und so schleppen immer noch viele „ernährungsbewusste“ Mitbürger ihre Wasserpulle durch die Gegend. Aber mit dem Wasser ist das wie mit allem: Die Dosis macht das Gift. Denn der Körper kann pro Tag nur eine gewisse Menge wieder ausscheiden. Der Rest bleibt im Körper, verdünnt das Blut und setzt damit die Konzentration wichtiger Blutsalze herab. Bei Marathonläufern führte die „Wasser-Kur“ zu gefährlichem Abfall von Natrium im Blutserum (Hyponatriämie) mit Todesfolge.

Größere Flüssigkeitsverluste sollten durch Sportgetränke ausgeglichen werden. Hierzu eignet sich besonders ein Mix aus Mineralwasser (Natrium, Kalium) und Fruchtsäften im Verhältnis 2 zu 1.

 „Das ideal zusammengesetzte Sportgetränk, das alle Kriterien optimal erfüllt, ist bis dato noch nicht auf dem Markt. Aber die meisten der erhältlichen isotonischen Getränke weisen einen zweckmäßigen Kohlenhydratgehalt auf, und einige kommen einer optimalen Elektrolytzusammensetzung schon ziemlich nahe. Leider enthalten die meisten im Handel befindlichen Sportgetränke auch unnötige Zusätze wie Vitamine, Spurenelemente und Aminosäuren, was das Getränk teurer, aber nicht zweckmäßiger, geschweige denn verträglicher macht“ (http://www.dr-moosburger.at/pub/pub045.pdf).

Die besonders bei Kindern beliebten Getränke, wie Cola und Limonaden sind wegen des hohen Zuckergehaltes nicht geeignet. Zudem kann die Verbindung von Zucker und Fruchtsäure bei dem steten Nuckeln die Zähne schädigen.

Wie viel wir trinken müssen, lässt sich nicht so einfach pauschalisieren. Mit Tagesmengen von drei Litern mehrt man nur den Profit der Wasserverkäufer.

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