Dazu ein Auszug aus Band 3 „Wege zum Topschwimmer“ [1]:
„Als Gott den Menschen schuf, da dachte er nicht daran, dass dieser sich einmal mit Brustschwimmen im Wasser bewegen würde. Ihm sollte durch Beugen und Strecken im Kniegelenk das Fortbewegen an Land durch Gehen und Laufen ermöglicht werden. Dazu wurde der vom Knochenaufbau große Spielraum des Kniegelenks durch starke Bänder vorn und hinten (vorderes und hinteres Kreuzband), an der Seite (Seitenbänder) eingeschränkt und zugleich befestigt, um Verschiebungen zu verhindern. Zudem wurden die inkongruenten Kontaktflächen von Schienbein und Oberschenkelknochen durch Knorpelscheiben (Menisken) ausgeglichen. Dabei ist der innere Meniskus mit dem inneren Seitenband zusammengewachsen und kann bei „unnatürlichen“ Bewegungen leicht verletzt werden. Eine solche Bewegung ist die Außenrotation des Unterschenkels bei Anziehen der Füße (dorsale Extension) und folgender Hüft- und Kniestreckung im Brustschwimmen. Dadurch belastet ein wirkungsvoller Unterschenkelschlag das Kniegelenk und seine Bänder durch Kräfte, die zu einer seitlichen Abwinklung des Gelenks führen (Valgusstress). Dies geschieht im leistungssportlichen Brustschwimmen mit einer der höchsten Geschwindigkeiten, die für menschliche Gelenke beschrieben wurden (Keskinen et.al, 1980). Damit stehen Verletzungen des Kniegelenkes in der Statistik im Schwimmen nach den Schulterbeschwerden an zweiter Stelle (Stavrianeas, 2009, S.6). Bei einer Befragung von 225 Schwimmer/innen des DSV klagten 42,6% der Brustschwimmer/innen über mehr oder minder regelmäßige Beschwerden an den Kniegelenken (Höltke et.al, 1996). Aus orthopädischer Sicht würde ein weites Öffnen der Knie beim Anbeugen vor der Abdruckphase der Beine günstiger sein, da so die Zugbelastung auf die medialen Seitenbänder verringert wird. Dem steht aber die Forderung aus biomechanischer Sicht entgegen, dass die Knie im „Windschatten“ der Hüfte bleiben sollten. Ein Ausweg aus der misslichen Situation durch Dehnen der Innenbänder, wie in den Dehnungsprogrammen der Schwimmer oft anzutreffen (Sitzen zwischen den Unterschenkeln), empfehlen aber Mediziner nicht (Clasing, 1985). Besonders Brust- und Lagenschwimmer sollten deshalb langfristig (im ABT beginnend) durch spezifisches Krafttraining die ungleiche Belastung des Kniegelenks kompensieren.“
Auch auf die Gefahr hin, dass Ihr Sohn einige Urkunden im Brustschwimmen weniger gewinnt, so sollte er eine Zeit lang auf Brustschwimmen verzichten. Im Gegensatz zum Läufer hat der Schwimmer den Vorteil, dass er aus vier Schwimmarten aussuchen und zugleich durch den Wechsel von Armen, Beinen und ganzer Lage noch vielfältig variieren kann. Er kann also das Knie entlasten und trotzdem weiter schwimmen. Er sollte aber unbedingt den Arzt konsultieren, der unter Umständen eine physiotherapeutische Behandlung empfehlen wird.
Für das Training noch weitere Hinweise:
- Prüfe gemeinsam mit dem Trainer die Beintechnik, oft ist eine unkorrekte Ausführung die Ursache der Beschwerden, beachte besonders die Knieführung,
- Schwimm dich ordentlich ein, vor allem nicht gleich „volle Pulle“ Brust
- Vermeide ein Dehnen durch Sitzen zwischen den Unterschenkeln,
- Führe auch Abstöße erst wieder nach Schmerzfreiheit durch,
- kräftige den vorderen mittleren Teil des vierköpfigen Schenkelstreckers (m. vastus medialis)[2]
- meide alle Übungen, die zu einer X-Beinstellung führen.
[1] Pohl & Rudolph (2014): Sportmedizin –vorbeugen ist besser als heilen. In. Rudolph et al. Wege zum Topschwimmer, Bd. 3, Schorndorf: Hofmann
[2] www.helpster.de/musculus-vastus-medialis-trainieren-mit-diesen-uebungen-klappt-s_86379#zur-anleitung
Konsultieren Sie den Sportarzt: https://www.der-privatarzt.de/artikel/kniebeschwerden-durch-brustschwimmen-api-06-21