Zuviel trainiert?

Mit dem Wechsel in die Leistungsgruppe hat sich der Trainingsumfang unserer Tochter beträchtlich erhöht. Wie erkennen wir Übertraining und was kann man dagegen tun?

Zuviel zerreißt den Sack. Deutsches Sprichwort

Gleich vorweg: Nicht jede Ermüdung ist Übertraining. Die Ermüdung ist eine normale Reaktion des Organismus auf Belastung verbunden mit einem momentanen Nachlassen der Leistungsfähigkeit. Sie kann sich peripher, z.B. in der besonders beanspruchten Muskelgruppe oder zentral durch Koordinationsstörungen äußern. Die Ermüdung ist ein Schutzmechanismus des Körpers zur Herstellung des Gleichgewichts (Homöostase). Je nach Beanspruchungsgrad reicht eine Nacht oder auch einmal ein halber Tag Ruhe in der Wochenbelastung aus, die Funktionsfähigkeit wieder zu normalisieren. Eine wesentliche Grundlage dafür ist ein hohes Grundlagenausdauerniveau, dem leider in letzter Zeit zu wenig Bedeutung beigemessen wurde. Die geringe Wettkampfstabilität mancher Schwimmer/innen ist die Folge.

Reicht aber die Erholungsdauer nicht aus und die Ermüdung wird chronisch, verbunden mit absinkendem Leistungsniveau, dann sprechen wir vom Übertrainingssyndrom.  Die Ursachen sind zunächst die gleichen wie bei der Ermüdung, aber wegen der mangelnden Regeneration summieren sich die Effekte. Bezogen auf das vegetative Nervensystem werden eine sympathische (hektisch, übererregt) und eine parasympathische Form unterschieden. Im Schwimmen trifft man eher das parasympathische Übertraining an, indem die Schwimmer gehemmt wirken und intensive Belastungen nicht vertragen. Symptome können sein:  Leistungsabfall, erhöhter Ruhe- und Trainingspuls, Unausgeglichenheit, Schlaflosigkeit, Appetitlosigkeit, Muskel- und Gliederschmerzen bis zu Depressionen. Diese Anzeichen sind sehr ernst zu nehmen, da sie sich auch auf die schulische und private Ebene auswirken können. Auch das Immunsystem kann destabilisiert werden (s. E.11). Dadurch häufen sich bei Schwimmern Infekte der oberen Luftwege.

 Gegenmaßnahmen:

  • Trainingspause
  • Rücksprache mit dem Trainer und überprüfen und gegebenenfalls Korrektur der Trainingsplanung (um die Ursachen besser aufzuspüren)
  • regelmäßige Leistungsdiagnostik
  • Auch im Umfeld (Schule, Familie) nach Stressoren suchen
  • Ausreichend Schlaf gewährleisten (s. E.22)
  • Täglich Ruhepuls und Körpergewicht registrieren
  • Stress meiden

Eine Diagnose „Übertraining“ ist wegen der diffusen Symptomatik schwer zu treffen und lässt kaum eine ausdrücklich klinische Diagnose zu. Es gibt keine einfachen Parameter, um Übertraining zu erkennen. Wichtig ist deshalb, die Erscheinungsformen durch ein ausgewogenes Verhältnis von Belastung und Erholung im Training und Schule/Beruf bereits im Ansatz zu vermeiden. Kritische Situationen sind Belastungssteigerungen bei Wechsel von Trainingsgruppe oder Verein, Lehrgänge, Wettkampfserien, aber auch Prüfungsstress + Training, Ärger in der Familie/mit Freund/in, vorausgegangene Infekte usw. Sie sollten als Eltern immer gut informiert sein und nicht erst „aufwachen“, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist.

Möglichkeiten der Entlastung in einer Trainingswoche

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