“Kinder glauben an Wunder und Eltern an Wunderkinder”. Harry Pegas, deutscher Aphoristiker
Die Trainingswissenschaft definiert die sportliche Leistung als „Einheit von Vollzug und Ergebnis einer sportlichen Handlung oder Handlungsfolge, gemessen bzw. bewertet an bestimmten sozial-definierten Normen“ (Schnabel et al. 2008). Übersetzen wir das mal in Bezug auf das Schwimmen, dann wird in einem Wettkampf gestartet, geschwommen, gewendet, angeschlagen (Handlungsfolge) und das Ganze in Zwischen- und Endzeit gemessen. Natürlich gibt es noch Leistungsvoraussetzungen und Leistungsbedingungen, die das gemessene Ergebnis erst ermöglichen. Wir können auch die Endleistung noch entsprechend der Leistungsstruktur aufgliedern. Aber letztlich wird man Landesmeister oder Olympiasieger nicht wegen einer guten Wende, schnellen Angehzeit oder guten Technik, sondern für das optimale Zusammenspiel aller dieser Faktoren, ausgedrückt durch die gemessene Zeit im Ziel. Und diese Leistung haben Sie bestimmt zunächst gemeint.
Dabei wird die Geschichte schon wieder kompliziert, wenn wir von bestimmten Mindest- oder Maximalleistungen bezogen auf das Alter sprechen. Zumindest haben wir bei der Leistungsbeurteilung immer drei „Alter“ zu berücksichtigen: kalendarisches Alter, biologisches Alter und Trainingsalter (s. A.04). Besonders in jungen Jahren erfordern Leistungsvorgaben (Leistungsziele) pädagogische Verantwortung, denn Nachwuchstraining hat Voraussetzungsfunktion. Es geht also nicht um die maximal mögliche Höchstleistung in der jeweiligen Altersstufe, sondern um die Erfüllung der inhaltlichen Aufgaben der einzelnen Trainingsetappen. Und trotzdem will man Wissen „wo man steht“.
Dazu werden Normen und Zielzeiten erarbeitet. Diese fußen zumeist auf den Resultaten sportmotorischer Tests. So sind z.B. mehr als 17 Klimmzüge für 13jährige Jungen „großartig“, unter 7 Klimmzüge werden mit dem Prädikat „fleißig üben!“ versehen („klugundfit.at). Ähnliche Einstufungen sind anhand der Ergebnisse der Übungen des Landesvielseitigkeitstests des DSV möglich (s. D.06).
Zur altersgemäßen Einschätzung der Schwimmleistung kann die „Rudolph-Tabelle“ [1] genutzt werden. Diese wird jährlich auf der Grundlage der ewigen Bestenliste der Altersklassen des DSV (s. A.05) und der Entwicklung des Weltschwimmsports aktualisiert. Pro Altersklasse und Disziplin können Sie die Leistung Ihres Kindes innerhalb einer Skala von 1-20 Punkten einordnen (20 = „Weltniveau“ bis 1 = unteres Vereinsniveau). Dabei sind aber unbedingt die individuellen Leistungsvoraussetzungen (biologische Reife, Trainingsalter) zu beachten, denn in der ewigen Bestenliste der jüngeren Jahrgänge platzieren sich nicht nur die Talente, sondern auch die Kinder, die im Wachstum weiter sind und/oder mehr trainiert haben. Man sollte also die Leistung immer im Zusammenhang mit ihrer Entstehung werten (s. A.06).
[1] (https://www.dsv.de/schwimmen/wettkampf-national/punktetabellen/)