Bestenlisten und ihre Bedeutung

Die Platzierung in der Bestenliste spielt für die Motivation unserer Tochter eine große Rolle. Jetzt hörten wir aber von einer „erweiterten“ und einer „bereinigten“ Bestenliste. Wie kann man die auseinanderhalten?

Wir haben im Schwimmen den Vorteil, dass man die Leistung exakt als Zeit erfassen kann. Damit ist uns viel Ärger erspart, denken wir nur an manch anfechtbares Urteil der Punktrichter im Boxen oder Eiskunstlauf. So erfassen Vereine und Verbände die Leistungen ihrer Schwimmer in regelmäßigen Zeitabständen, differenziert nach Geschlecht, Alter, Disziplin sowie Bahnlänge (25m oder 50m-Bahn). Dabei gibt es verschiedene Varianten:

Die gebräuchlichste Variante ist die aktuelle Bestenliste. Mit ihr werden die Schwimmer entsprechend ihrer in einem definierten Zeitabschnitt erzielten Bestzeit (meistens ein Jahr) in Ranglisten erfasst. Die meisten Landes-Schwimmverbände führen Bestenlisten auf ihrer Website. In der aktuellen Bestenliste des DSV (www.dsv.de/fachsparten/schwimmen/bestenlisten)  können Sie nach Kurz- und Langbahn sowie Altersklassen oder Jahrgänge auswählen und erhalten auf Klick die besten 100 Schwimmer.

Während die aktuelle Bestenliste in der Regel nur die Leistungen eines Kalender- oder Trainingsjahres erfasst, gehen in die ewige Bestenliste alle Leistungen ein, die in einer Disziplin jemals[1] erzielt wurden. So wird z.B. die Rangfolge über 200m Rückenschwimmen der Damen von Dagmar Hase mit Ihrer Zeit von den Olympischen Spielen 1992 angeführt. Und über 200m Schmetterling der Herren liegt Michael Gross mit seiner Zeit von 1990 immer noch auf dem zweiten Platz. Die FINA führt die „ewigen Top 25“. Am Rande sei erwähnt, dass sich die ewige Bestenliste im Längsschnitt wegen der ausgeglichenen Grundwerte für Prognoseberechnungen besser eignet.

Laut FINA-Reglement können bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen nur zwei Teilnehmer pro Land und Disziplin starten. In den internationalen Bestenlisten sind aber gleich mal 30 Schwimmer/innen aus den USA unter den ersten 100. Wenn man sich also die Chancen für unsere Nationalmannschaft ausrechnen möchte, dann kann man nur zwei Teilnehmer pro Land berücksichtigen, d.h. die Tabelle wird „bereinigt“. Und so spricht man von der „bereinigten Bestenliste“.

Für das Nachwuchstraining sei hinzugefügt: Ohne Zweifel geben Bestenlisten eine gute Übersicht über den augenblicklichen Leistungsstand. Sie sagen aber nichts darüber aus, wie die Leistung zustande gekommen ist. Folglich geht ihr Prognosecharakter gegen Null. Schauen Sie sich mal die Bestenlisten der 8-Jährigen an und suchen Sie die Namen der 10 Besten zehn Jahre später. Sie werden sie in der Regel auf diesen Plätzen nicht wiederfinden, meistens gar nicht mehr. Kurzum: Bestenlisten und Punkttabellen sind interessant, stimulieren auch, aber sie sind im Kindesalter gefährlich, wenn sie zum alleinigen Ziel werden. Frühzeitige Spezialisierung (s. C.06) ist zumeist die Folge.

Aktuelle Bestenliste (ABL)ewige Bestenliste (EBL)ABL “bereinigt”
2:04,64 McKeown     AUS
2:05,08 Bacon            USA
2:05,13 White            USA
2:05,28 Smith             USA
2:07,13 Panziera        ITA
2:07,15 McIntosh      CAN
2:07,29 Stadden        USA
2:07,31 Curzan           USA
2:07,66 Masse           CAN
2:08,48 O’Callaghan AUS
2:03,35 Smith            USA
2:04,06 Franklin        USA
2:04,28 McKeown    AUS
2:04,81 Coventry      ZIM
2:04,94 Zueva           RUS
2:05,08 Bacon           USA
2:05,13 White           USA
2:05,42 Massew       CAN
2:05,56 Panziera       ITA
2:05,68 Seebohm     AUS
2:04,64 McKeown    AUS
2:05,08 Bacon           USA
2:05,13 White           USA
2:07,13 Panziera       ITA
2:07,15 McIntosh     CAN
2:08,48 O’Callaghan AUS
2:08,53 Peng             CHN
2:09,17 Mizuno        JPN
2:09,33 Burian         HUN
2:09,34 Molnar        HUN
Tab.: Vergleich aktueller, ewiger und bereinigter Bestenliste am Beispiel 200m Rücken/Damen 2022 (FINA)

[1] Wir hatten uns im DSV geeinigt, in die ewige Bestenliste nur Zeiten ab 1990 aufzunehmen und somit Leistungen aus der „Anabolika-Ära“ zu ignorieren


[1] Wir hatten uns im DSV geeinigt, in die ewige Bestenliste nur Zeiten ab 1990 aufzunehmen und somit Leistungen aus der „Anabolika-Ära“ zu ignorieren

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