Der Wechsel an eine Sportschule ist kein Einzelfall. An den 43 Eliteschulen des Sports werden mehr als 11.500 Talente gefördert, darunter über 500 Schwimmer/innen (Stand 2022). Um die hohe zeitliche Beanspruchung durch Training mit einer optimalen Bildungskarriere zu verzahnen, ist eine enge räumliche Bündelung von Trainingsstätte, Schule und Wohnraum erforderlich. Deshalb haben die meisten Sportschulen Internate, in denen deutschlandweit 200 Pädagogen die jungen Sportler betreuen.
Neben den Eliteschulen des Sports mit angeschlossenem Internatszweig, gibt es, vor allem in den „alten“ Bundesländern, Sportinternate an den Olympiastützpunkten oder Landesstützpunkten für eine oder mehrere Sportarten. Die Internate für Leistungssportler werden öffentlich subventioniert und die Sportler werden entsprechend ihres Kaderstatus gefördert. Somit ist die Unterbringung mit etwa 250 € monatlich recht preiswert. Bei Sportinternaten privater Träger können das auch 1000 bis 2000 € sein.
Unter deutschen Eltern gibt es noch auffallend viele Vorbehalte gegen Internate. Das ist zunächst verständlich, denn sie geben die Erziehung ihres Kindes weitgehend in fremde Hände. Aber während früher aufgebrachte Eltern noch mit dem „Internat“ drohten, wird die Internatserziehung auch in Deutschland immer mehr der Königsweg in der Leistungsgesellschaft. Trotzdem sind überstürzte Aktionen verfehlt. Schauen Sie sich Schule und Internat in Ruhe an, unterhalten Sie sich mit Eltern anderer Sportler und nutzen Sie die Möglichkeit eines „Probewohnens“ für Ihr Kind, das die meisten Internate anbieten. Und entscheiden Sie letztlich zusammen im Einklang mit den Interessen und Wünschen Ihres Kindes. Die Bereitschaft Ihres Kindes ist beispielsweise ein wichtigeres Kriterium als sein Alter.
Ein eindeutiges Für und Wider zu Internaten ist schwer, da es unter den 250 Internaten in Deutschland sehr verschiedene pädagogischen Ansätze und Lernmethoden gibt. Auf die Sportschule bezogen:
Pro | – optimale Abstimmung zwischen Sport und Schule – Ganztagsbetreuung durch Pädagogen – soziale Kontakte in Gruppe „Gleichgesinnter“ – Verhältnis zu Eltern während Pubertät wird entspannt – Internats-/Vereinsgemeinschaft stärkt Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein – geregelte sportmedizinische Versorgung einschließlich sportgerechter Ernährung – Entlastung berufstätiger Eltern |
Contra | – Heimweh – Verlust an emotionaler Bindung zwischen Eltern und Kind – Probleme bei Anpassung an stark strukturiertes Internatsleben |
Da die jungen Sportler manches Wochenende mit Wettkämpfen verbringen, kann den Eltern nur angeraten werden, ihr Kind öfter zu besuchen. Besonders in den ersten Monaten und Jahren ist ein enger Kontakt auch zu Trainer, Lehrer und Erzieher wichtig. Wenn Sie dann das erste Mal empfangen werden mit „Was wollt ihr denn schon wieder“, dann können Sie damit etwas nachlassen. Wir hatten unser Kind von der 5.-12. Klasse im Sportinternat. An solche Worte kann ich mich allerdings nicht erinnern.